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Die Seh:Praktikerin

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Die Seh:Praktikerin


Leistungsstarkes Sehen ist unabdingbar für optimales Lernen, für die Konzentration und für die Lebensqualität ganz generell. In den letzten 30 Jahren haben berufliche Sehanforderungen immer stärker zugenommen und sich verändert. Zudem gab es mit der Ausbreitung elektronischer Medien einen Wandel in der Kindesentwicklung. Weit verbreitet ist heute etwa das Office-Eye-Syndrom: Betroffene kennen Symptome wie trockene Augen, eine verminderte Sehleistung, Kopfschmerzen, Verspannungen, Müdigkeit, Erschöpfungsgefühle oder Beeinträchtigungen von Ausdauer und Konzentration. Bei Kindern und Erwachsenen kann z.B. eine verringerte Sehleistung eines Auges zu einer veränderten Kopfhaltung führen, was wiederum den Biss oder auch die Knie beeinträchtigt. Und umgekehrt können sich Störungen in anderen Körperstrukturen auch auf das Sehen auswirken …  

So verwundert es nicht, dass die Seh:Praktikerin Regina Prieß – Augenoptikermeisterin seit 1991 und geprüfte Funktionaloptometristin seit 2003 – interdisziplinär unter anderem mit Allgemeinmediziner*innen, Chiropraktiker*innen, Kieferorthopäd*innen, Neurolog*innen, Osteopath*innen, Psycholog*innen oder Zahnmediziner*innen zusammenarbeitet. Ihre Praxis in den Räumen der Gelenk-Reha Hannover dreht sich natürlich schwerpunktmäßig um das Sehen selbst: Visualtraining für Kinder und Erwachsene, Reha-Sehtraining und das Sehen am Bildschirm stehen dabei im Mittelpunkt. Vor allem das Thema der visuellen Belastung von Schüler*innen und Lehrkörpern ist dabei von besonderer Aktualität. „Sie haben ganz neu mit Tablets und Whiteboards Unterricht. Bei Büro-Arbeitsplätzen gibt es ja Vorgaben, die eingehalten werden müssen – Gesundheitsschutz, Verordnungen … In der Schule herrscht wegen der fehlenden Informationen noch große Unwissenheit, wie man den digital belasteten Augen helfen kann“, sagt Prieß.
Die Stärkung der Eigenwahrnehmung und eine Verhaltensschulung kann bei Kindern auch dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn der Antrieb erst einmal eher von den Eltern ausgeht: „Die Kinder lernen durch mich die Übung kennen und haben so schon den ersten richtigen Input. Die Wiederholung automatisiert die angestrebten Fähigkeiten. Die Eltern setze ich je nach Alter erst als Helfer ein, schleiche sie aber so schnell ich kann aus. Außerdem versuche ich immer eine gute Mischung aus echter nötiger Arbeit und Spaß hinzubekommen,“ verrät Prieß.
In ihrer Beschäftigung als Funktionaloptometristin mit Funktionsstörungen gesunder Augen setzt sie auf eine ganzheitliche Sehprüfung mit ausgewählten Testungen in ruhiger Atmosphäre. Über 1,5 bis 2 Stunden wird das Sehsystem auf seine Leistungsfähigkeit geprüft. Je nach Ergebnis, je nach Art der Beeinträchtigung und der Sehprobleme, erfolgt dann ein Vorschlag zur Behebung, der eine Sehberatung, Hilfsmittel, eine Farblichtanwendung und/oder ein Visualtraining umfassen kann.
Letzteres findet in Trainingsstunden mit meist zweiwöchentlichem Abstand statt: In diesem Rahmen können dann gezielt zusammengestellte Übungen einstudiert werden, die man im Anschluss täglich daheim für jeweils 12 bis 15 Minuten durchführt, um im nächsten Training auf den gemachten Fortschritten weiter aufzubauen. Besonderes Interesse gilt dabei der Eigenwahrnehmung, der Verhaltensschulung sowie der Wahrnehmungsförderung.
Unter diesehpraktikerin.de ist ein Fragebogen zum Sehverhalten zu finden, der unter anderem auf das eigene Leseverhalten, auf Augen- oder Kieferbefindlichkeiten, auf Kopfschmerzen oder Schwindelphänomene, auf Freizeit- und Arbeitsbedingungen sowie auf weitere Umstände eingeht. Diese Abfrage dient der Vorbereitung der Analyse, die Rückmeldung erfolgt kostenlos und unverbindlich.
Gerade im Zusammenhang mit dem Themenfeld des Sehens am Bildschirm bietet Prieß Workshops, Team- und Familienschulungen oder Einzelberatungen an. Fragebögen decken den Bedarf auf: „So kann ich,“ erklärt Prieß, „für jede Gruppe die passenden Informationsbausteine zusammenstellen und damit immer die effektivste Schulung vorbereiten.“ Themen wie „Die Ursachen für die Sehprobleme am Bildschirm verstehen“, „Was sind geeignete Sehhilfen?“, „Das trockene Auge – was kann ich tun?“ oder „gut umsetzbare Erholungsmethoden für die Augen“ schaffen Verstehen und sind Grundlage für eigenverantwortlicheres Handeln. Unter sehenambildschirm.de ist für dieses spezielle Feld ein weiterer Internetauftritt zu finden.
Im Rahmen des Reha-Sehtrainings wird nach Erkrankungen des Sehorgans oder des Gehirns geklärt, inwieweit Rehabilitation möglich ist und wie Visualtraining hilfreich sein könnte, um wieder einen Zuwachs an Lebensqualität zu erreichen. Das optimale, individuelle Ziel wird dabei auf der Basis der Facharztberichte und unter Einsatz technischer Hilfsmittel festgelegt. Für Prieß ist es dabei selbstverständlich, dass auch Angehörige oder Freunde in das Training eingebunden werden können, etwa mit speziell angefertigten Brillen. Mit diesen kann Prieß „den Angehörigen erleben lassen, wie belastend die Seheinschränkung ist. Das schafft Verständnis und eine große Motivation zu helfen. Diese Starthilfe bei der Umsetzung der Trainings hilft Energie zu sparen, die der Betroffene dann in das Training stecken kann.“
● Christian Kaiser

Schule für Sehverhalten und visuelle Wahrnehmung, Regina Prieß
Richard-Lattorf-Straße 35, 30453 Hannover
www.diesehpraktikerin.de, www.sehenambildschirm.de, Tel.: 0151 40368079

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Neu in der Stadt im Oktober

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Neu in der Stadt im Oktober


Foto: China HopsonTender Buttons, Kestner Cinémathèque und Kestner Shop
In der Kestner Gesellschaft stehen die Zeichen auf Veränderung: Mit drei neuen Angeboten möchte die Kunstgalerie am Steintor einen Bereich des Zusammenseins und der Entspannung schaffen, und das nicht nur für Besucher*innen der Kestner Gesellschaft. So ist im oberen Foyer das neue Café Tender Buttons eröffnet worden, das von der hannoverschen Kaffeerösterei Café Cereza betrieben wird. Hier gibt es verschiedene Kaffeespezialitäten zu genießen, darunter auch eine Espressoröstung, die der Inhaber vom Café Cereza, Heiko Voßgröne, eigens für die Kestner Gesellschaft entwickelt hat. Die Öffnung der Fassade mit Fensterglas, die im Zuge der Umgestaltung geplant ist, wird den Gästen einen direkten Ausblick auf den Goseriedeplatz ermöglichen. Der Name Tender Buttons geht übrigens auf den Titel einer Gedichtsammlung der amerikanischen Autorin und Kunstsammlerin Gertrude Stein (1874–1946) zurück, die im Jahr 1914 erscheinen ist und als Meisterwerk des lyrischen Kubismus gilt. Auch das Café folgt diesem Zeitgeist der Avantgarde, indem es in drei Kapitel unterteilt ist: Objects, Food und Rooms. Eine musikalische Version von Steins Tender Buttons hat der Komponist Massimo Giuntoli geschaffen: Sein Klavier-Soundtrack wird im Café zu hören sein.
Im Erdgeschoss befindet sich nun die Kestner Cinémathèque, in der permanent ein Filmprogramm gezeigt wird, das gegenwärtig von den Künstler*innen Nicolas Party, Ericka Beckman, Tim Etchells, Jongsuk Yoon und Malte Taffner kuratiert wurde. Zu sehen sind Filme von Owen Land, Mike Kelley, Marianna Simnett und vielen anderen. An einzelnen Veranstaltungsabenden laufen darüber hinaus Filmklassiker mit der Schauspiel-Ikone Marlene Dietrich, unter anderem der Film „Die rote Lola“ (1950), der im Original „Stage Fright“ heißt. So lautet auch der Titel der Ausstellung von Nicolas Party, in der unter anderem neun Porträts der Schauspielerin Weltpremiere haben. Ein von der Künstlerin Jongsuk Yoon konzipierter Vorhang leitet die Besucher*innen in die Welt des Kinos.
Schließlich wurde auch das Angebot im Kestner Shop erweitert: Neben internationalen Magazinen und Büchern, die mit dem Kooperationspartner do you read me?! aus Berlin ausgewählt wurden, gibt es seit Neuestem philosophische Vintage Bücher vom Antiquariat Internationalismus aus der Nordstadt zu erwerben. Neu im Shop sind außerdem T-Shirt-Editionen der Künstler Nicolas Party und Tim Etchells. Alle Angebote sind ohne Eintrittskarte zugänglich. Öffnungszeiten Tender Buttons: Di–So, 11–17.30 Uhr, Do 11–19.30 Uhr. Mehr Informationen auf www.kestnergesellschaft.de. Foto: China Hopson

 

Guru to Go
Das Beste aus der indischen Küche, auch zum Mitnehmen – das gibt es ab dem 13. Oktober in der Nordstadt! An der Christuskirche wird Gurcharn Dass, der in der List das Guru betreibt, nun seinen zweiten Standort eröffnen: Im Guru to go kann man verschiedenste Kochstile und regionale Rezepte aus vielen Teilen Indiens probieren. Wie schon im ersten Restaurant sind auch hier zahlreiche Gerichte zu genießen, die sich durch einen komplexen und doch subtilen Einsatz köstlicher Gewürze auszeichnen – das wichtigste Charakteristikum des Guru, wie Gurcharn stolz bemerkt. Nach rund 20 Jahren im Einzelhandel war er 2014 seiner Leidenschaft für Kulinarik gefolgt und hat in der Jakobistraße sein erstes Restaurant eröffnet. Hier wird nicht nur Wert auf frische, hochwertige und gesunde Zutaten gelegt wird, sondern auch möglichst fettarm gekocht. Dieselbe Speisekarte gilt auch im neuen Guru to Go mit dem kleinen Unterschied, dass man sein Essen auch nach Hause mitnehmen kann. Zuvor kann man in der „Live Kitchen“ dabei zusehen, wie die Gerichte gezaubert werden. Aber auch dem Genuss direkt vor Ort steht aktuell nichts mehr im Wege: Ein Abend im Guru to Go verspricht ein besonderes kulinarisches Erlebnis, mit leckerem Essen und zu fairen Preisen. Außerdem sitzt man im neuen Lokal sowohl drinnen als auch draußen sehr gemütlich. E-Damm 3, 30167 Hannover. Öffnungszeiten: Mo–Sa 12–15 und 17.30–22 Uhr. Kein Lieferservice. Mehr Infos auf www.guru-to-go-hannover.de.

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Dietmar Geyer von der Initiative „NS-Zeit-Hannover.de“

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Dietmar Geyer von der Initiative „NS-Zeit-Hannover.de“


„NS-Zeit in Hannover. Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen“ heißt eine Website, die jungen Menschen Wissen über die Verbrechen der Nazizeit vermitteln soll. Fakten werden hier übersichtlich gebündelt und gut verständlich zugänglich gemacht. Das Besondere daran: Es geht ganz konkret um Geschehnisse in Hannover, was die Informationen für SchülerInnen begreifbarer und natürlich auch interessanter macht. Was geschah in meinem Stadtteil? Wo gab es in Hannover Zwangsarbeiterlager? Welche Spuren der NS-Zeit kann ich an Hannoverschen Gebäuden noch heute erkennen? Der Kopf hinter der Seite ist der ehemalige Marketingleiter und Sachbuchautor Dietmar Geyer.

Bei einem Ausflug mit seinen Enkeln an den Maschsee kam er eher zufällig dazu, sich den sogenannten Fackelträger genauer anzusehen. Neben dem Schmuck aus Reichsadler und Lorbeerkranz entdeckte er die Inschrift „Gestiftet von Senator Fritz Beindorff“. Als ehemaliger Marketingleiter Schreibgeräte von Pelikan wurde Geyer hellhörig: Warum stiftete der damalige Inhaber der Firma Pelikan der Stadt ein solches Denkmal? Geyer erfuhr, dass der 1944 verstorbene Fritz Beindorff ein glühender Verehrer von Adolf Hitler gewesen war. Und er erinnert sich sogar selbst an Baracken, die er zu Anfang seiner 40-jährigen Tätigkeit für den Konzern auf dem Werksgelände gesehen hatte. Wieder suchte er nach Antworten und stellte fest, dass es damals sogenannte „Arbeitserziehungslager“ gegeben hatte. „Das ist die Vorstufe zu einem Konzentrationslager“, so Geyer. „Zwangsarbeiter, die sich irgendetwas zuschulden kommen lassen hatten, wurden hier interniert.“
Dietmar Geyer war überrascht, wie wenig er selbst über die Nazivergangenheit in Hannover wusste. Angesichts des wachsenden Rechtsextremismus und Antisemitismus wurde ihm der Gedanke, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen, immer wichtiger. Und wer verhindern will, dass sich die Verbrechen der Nazis wiederholen, muss sich an Kinder und Jugendliche wenden.
„Für Jugendliche ist der Zweite Weltkrieg heute wie der Dreißigjährige Krieg – ganz weit weg. Dass es in Hannover sieben Konzentrationslager gab, weiß kaum jemand. Nur wie erreicht man junge Menschen? In der Schule ist die NS-Zeit ein Thema und ich dachte, es könnte eine Chance sein, mit einer Website hier Unterstützung zu geben. Der zweite Gedanke war, dass es ein großer Unterschied ist, ob ich allgemein etwas über den Nationalsozialismus lerne, oder ob ich die Spuren der Nazizeit vor meiner eigenen Haustür finde.“
Erst einmal musste die Seite mit Inhalten gefüllt werden, wofür intensive Recherchearbeit aus öffentlich zugänglichen Quellen nötig war. „Etwas Neues herauszufinden, macht Spaß, mein Ehrgeiz war geweckt. So war zum Beispiel in der Geschichtsforschung über die Hitler-Jugend in Hannover sehr wenig bekannt. Wer weiß schon, dass das Spittahaus als Heim für den Bund Deutscher Mädel diente und das angrenzende Gebäude des Ballhofs ein Heim der Hitlerjugend war – genauso wie die Räume des heutigen Jazz-Club auf dem Lindener Berg? Oder dass sich in der Zepplinstraße 6 die Obergauführerinnenschule in einem Haus befand, das vorher dem jüdischen Kommerzienrat Julius Gumpel gehörte, der 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde?“
Mehrere Filme hat Geyer schon erstellt, musikalisch unterstützt von der Tonhalle und einer Studentin, die als Sprecherin fungierte. Weitere sollen folgen, wofür Geyer noch auf der Suche nach einem männlichen jungen Sprecher ist. Geplant sind Beiträge über die Entstehung des Maschsees und über das sogenannte „Gauforum“, bombastische Gebäude, die Hitler rund um den Maschsee errichten wollte. Ein weiterer Film soll das Leben und Sterben hannoverscher Gymnasiasten zeigen, die 16-jährig als Luftwaffenhelfer zwangseingezogen wurden.
Nach dem Aufbau der Seite schrieb Geyer Schulen an und wird seitdem immer wieder eingeladen, im Unterricht über seine Arbeit zu berichten. Die LehrerInnen nutzen diese Stunde als Einstieg für ihre Unterrichtseinheit über das Dritte Reich. SchülerInnen können später für Referate oder Facharbeiten auf die Website zugreifen.
Geyer sucht weiter, auch wenn er kein Profi ist. Er besucht Museen und Archive, befragt Zeitzeugen und lässt sich nicht entmutigen, auch wenn er auf bürokratische Widerstände oder sogar Desinteresse stößt. Momentan arbeitet er an der Idee einer Wanderausstellung über die Hitlerjugend für Schulen, für die er noch Kooperationspartner sucht. „Meine Erfahrung ist, wenn man etwas will, muss man es selbst machen. Aber für eine solche Ausstellung, die toll wäre, um SchülerInnen zu erreichen, brauche ich Unterstützung.“

  ● Annika Bachem

www.NS-Zeit-Hannover.de
YouTube NS-zeit-hannover.de

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Mit Crafting Future weniger Müll durch nachhaltige Mehrweg-Verpackungen


Mit ihrer unternehmerischen Idee haben die drei Gründer Jan Patzer, Can Lewandowski und Lennart Heyner in diesem Jahr bereits den Hauptpreis beim 18. Gründungswettbewerb Startup-Impuls gewonnen. Ihr Unternehmen, die Crafting Future GmbH, überzeugte auch die Jury des von hannoverimpuls initiierten Wettbewerbes mit klimaneutralen Alternativen zu herkömmlichen Einwegprodukten und -verpackungen.

Jan und Can erläutern, wer von ihrer Idee profitiert: „Einwegmüll ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Doch eine Welt ohne Kunststoffe wird es auch nicht geben. Deshalb entwickeln und produzieren wir messbar nachhaltige Mehrwegprodukte aus Biokunststoff und Rezyklaten, um Müll zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dabei konzentrieren wir uns auf steife Verpackungen oder Konsumgüter rund um Lebensmittel, Getränke und Kosmetik.“
Seit März 2020 ist Crafting Future am Markt. Der bisher größte Erfolg: Für die Recup GmbH mit dem größten deutschen Pfandsystem für Getränke und Essen-to-go entwickelten die Gründer zu Corona-Zeiten eine Take-away-Schale. Sie wird jetzt mit einer nachhaltigen Lieferkette direkt in Deutschland produziert. Mittlerweile ist das Team auf 15 Personen angewachsen und forscht zusammen mit der Hochschule und Uni Hannover an neuen Projekten.
Can ist schon vor Jahren auf das Thema Nachhaltigkeit gestoßen, interessiert sich fürs Essen und hat viel in der Gastronomie gearbeitet. „Vor vier Jahren haben wir dann gemeinsam eher aus einer Laune heraus einen Mehrweg-Kaffeebecher auf den Markt gebracht. Uns ging es darum, eine einfache Lösung für den Alltag zu finden, um Müll und konventionelle Kunststoffe zu vermeiden. Wir haben nebenberuflich damit angefangen, Sparschweine geplündert und unsere Idee immer weiter ausgebaut. Heute wollen wir größere Hebel bewegen und systemische Lösungen etablieren“, sagt Jan, und schildert die gemeinsamen Zukunftspläne: „Vor dem Hintergrund, dass ein Großteil der Gastronomie ab 2023 dazu verpflichtet ist, sein Take-away-Angebot auch in Mehrwegprodukten anzubieten, haben wir bereits jetzt einen Leitfaden für die Branche erstellt. Damit wollen wir Ängste nehmen, Lösungen anbieten und unsere Position als nachhaltiger Lieferant weiter ausbauen. Bei der Produktauswahl gibt es auch einiges zu beachten: Die Mehrwegprodukte müssen für Lebensmittel geeignet, leicht zu stapeln und auslaufsicher sein, sie müssen gereinigt werden und dürfen ihre Form nicht verlieren. Noch dazu sollten die Produkte langlebig und robust sein und natürlich recycelt werden können. Das alles haben wir auf dem Schirm.“
Er gibt anderen Gründungswilligen mit auf den Weg: „Einfach anfangen und sich trauen! Auch mit möglichst vielen Leuten drüber sprechen und an möglichst viele Türen klopfen. Wir haben eine Hypothese mit einfachsten Mitteln bewiesen. Und was im Kleinen funktioniert, funktioniert auch meist im Großen. Can Lewandowski ergänzt zur Zusammenarbeit mit hannoverimpuls: „Sie helfen uns wirklich sehr, auch jetzt noch! Wir haben an einigen Beratungen zu den Themen Recht und Fördermittel teilgenommen. Und man hat uns ermutigt, mit unserer Idee am Startup-Impuls-Wettbewerb teilzunehmen. Die Auszeichnung hat vor allem überregional für Ansehen und Zuspruch gesorgt.

Foto: Crafting Future GmbH

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Gerechtigkeit


Liebe Leserinnen und Leser,

Es geht in dieser Ausgabe in einem Gespräch mit Dr. h.c. Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover a.D., um Gerechtigkeit. Mit der Chancengleichheit in Deutschland und dem Rest der Welt ist es so eine Sache. Der Zufall ist zutiefst ungerecht. Man fällt einfach irgendwo auf die Welt, man kann es sich ja nicht aussuchen. Und so kann man großes Glück haben und die Sonnenseite erwischen, oder großes Pech. Und manchmal auch sehr großes Pech. Das ist leider so. Ich denke darum, eine der wichtigsten Aufgaben, der sich Gesellschaften stellen müssen, ist die Bekämpfung dieses Zufalls. Es darf einfach keine so große Rolle spielen, wo man auf die Welt kommt und welchen Hintergrund die Eltern haben – wobei „einfach“ in diesem Satz absolut deplatziert ist. Das ist nicht so einfach. Wir scheitern an dieser Aufgabe sogar in Deutschland, einem der reichsten Länder. Abgesehen davon, dass wir auch in Deutschland genau hinschauen müssen, wer hier bei uns eigentlich reich, und wer ziemlich arm (dran) ist.

Ist das gerecht? Das ist eine sehr große Frage. Ich denke, dass wir uns immer wieder diese ganz großen Fragen vorlegen müssen. Und wir sollten uns Antworten zutrauen. So wie Herbert Schmalstieg im Gespräch auf Seite 48. Das macht Mut. Man darf ruhig groß denken, man darf Visionen haben. Ich bin sogar der Meinung, man muss Visionen haben. Dieses Gespräch ist übrigens der Auftakt einer neuen Serie im Stadtkind. Wir werden statt eines Titelthemas nun zunächst für ein Jahr jeden Monat ein Titelgespräch führen. Anhand eines monatlich neu gewählten Begriffs grüble ich, mit wem ich zu diesem Begriff ein Gespräch führen möchte. Wir hoffen, dass diese Gespräche dann allen Leser*innen genauso viel Spaß machen wie mir. Nicht zuletzt noch ein großes Dankeschön an Herbert Schmalstieg für seine Zeit und Mühe!

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York

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York


Man kennt ihn (noch) gar nicht so richtig in Hannover, obwohl er auf eine eindrucksvolle Laufbahn als Profimusiker zurückblickt: Der Saxofonist, Komponist und Produzent York Ostermayer hat schon mit Größen wie Randy Crawford, Phil Collins, Mousse T. oder Jazzkantine zusammengearbeitet und kann auf Beiträge zu über 100 Alben verweisen. Mit seinem deutsch-afrikanischen Projekt „Culture Clan“ landete er in Südafrika einen Nr.1-Hit. Aber als der Mann, der im eigenen Studio am passenden Saxofon-Sound frickelt oder als gut gebuchter Studio- und Tourmusiker steht er selten im Vordergrund. Das soll sich jetzt ändern: Im September hat er sein erstes eigenes Album „The Soul Jazz Experience Vol. 1“ auf seinem Label „Upper Level Records“ herausgebracht.

„Jetzt muss ich mich mit Social Media beschäftigen“, lacht der gebürtige Bremer. „Klar, ich bin schon jahrelang im Geschäft, aber als Solo-Künstler und Songschreiber habe ich mich neu erfunden und muss mich jetzt erst einmal etablieren.“
Als Schüler hatte er, ganz klassisch, Flötenunterricht. „Bei einer strengen Lehrerin mit Dutt, die den Takt mit dem Bleistift auf den Notenständer geklopft hat.“ Durch die Radiosendung „Jazz rockt“ auf Radio Bremen lernte er Musiklegenden wie Joni Mitchell, George Benson, Roy Ayers oder Stevie Wonder kennen, deren Musik ihn bis heute prägt und begleitet. „Ich habe mir die Sendung aufgenommen und dann mitgeflötet“, lacht York. Mit Kumpels spielt er dann in einer Band und fand seine Flöte im Bandgefüge einfach zu leise. Ein Saxofon musste her und war auch bald gefunden – gebraucht, aus einer Haushaltsauflösung.
Abgesehen von einem zweijährigen Ausflug in die Schauspielerei, an einem freien Theater in Hannover, hat er von jetzt an immer Musik gemacht, in verschiedenen Bands und Projekten. Und vor allem geübt, geübt, geübt, sechs bis acht Stunden am Tag. „Ich habe mir sehr viel angehört, mir die Noten besorgt oder sie gleich selber herausgehört. Ich wollte immer wissen, wie das funktioniert. Später hat mir das Keyboard geholfen, die Harmonien zu verstehen. Ich war immer sehr fokussiert und motiviert, auch wenn das manchmal schwer war. Im Sommer, wenn alle draußen sind, gibt es ja Cooleres, als in einem schalldichten Kämmerchen stundenlang Tonleitern zu spielen.“
„Die Arbeit als Studiomusiker hat viel mit Einfühlungsvermögen zu tun“, beschreibt York diese Facette seiner Tätigkeit. „Man muss sich dem gewünschten Sound natürlich anpassen. Je mehr ich mit der Musik anfangen kann, desto leichter fällt mir das.“ Die Kombination von Hip-Hop und Jazz ist am ehesten sein Ding, oder auch die von Soul, Jazz und Funk, wie bei seiner Band Bahama Soul Club. Am allerliebsten spielt York, der sein Geld auch mit Film- und Theatermusik verdient, live und mit Band.
Nach Beginn der Pandemie musste er erst einmal den Schock verdauen, „dass der Kalender auf einmal weiß war“. Aber schon lange hatte er Ideen im Kopf, „Layouts“ nennt York sie, die darauf warteten, ausgearbeitet zu werden. „Dazu fehlte aber immer die Zeit. Wenn ich auf Tour bin, gucke ich mir vielleicht die Stadt an oder übe auf einem meiner vielen Instrumente, aber die Ruhe, an eigener Musik zu arbeiten, habe ich dann nicht“, so Ostermayer. „Als dann ein Termin nach dem anderen gecancelt wurde, drängten all diese aufgestauten Ideen nach außen und ich muss sagen, dass ich gerade einen Riesenspaß daran habe.“ Gleich mehrere Alben hat York produziert, unter anderem ein Seventies-Vintage-Funk-Album, bei dem er auch seine Leidenschaft für Vintage-Keyboard-Sounds ausleben kann.
Für „The Soul Jazz Experience“ hat Ostermayer sich vom Sound der frühen 70er-Jahre inspirieren lassen und mit KollegInnen zusammengearbeitet, die in der halben Welt verstreut leben. Im Arbeitsprozess werden Soundfiles mit Entwürfen, „Pilotspuren“ von den MusikerInnen hin und hergeschickt. „Die wissen sofort, wo es langgeht, nehmen ihren Part auf und senden mir das zurück.“ Bekommt man Musik, die auf diese Weise entstanden ist, überhaupt live auf die Bühne, wenn es endlich so weit ist? „Klar, für Profis ist das kein Problem“, so York, der erzählt, dass er die Musikerkollegen auf Jazzfestivals kennengelernt hat. „Man verbringt ja Backstage Zeit zusammen, isst zusammen und spinnt zusammen. Das ist wirklich schön und macht einen Riesenspaß.“
Und klar, normalerweise würde man jetzt ein Releasekonzert veranstalten. Das soll auch passieren, sobald es geht, am liebsten sogar eine internationale Tour mit mindestens acht Leuten auf der Bühne, hoffentlich gleich im nächsten Jahr.                                                                               ● Annika Bachem

Foto: Uli-Schuster

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