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Gisela Raabe-Meyer von „Seniorpartner in Schoool e.V.” (SiS)

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Gisela Raabe-Meyer von „Seniorpartner in Schoool e.V.” (SiS)


„Eine Brücke zwischen Alt und Jung” möchte der Verein “Seniorpartner in School e.V.” sein, der Menschen der Generation 55+, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, kostenlos zu SchulmediatorInnen ausbildet. Diese begleiten dann Kinder und Jugendliche auf dem Weg, ihre Konflikte mit Hilfe gewaltfreier Kommunikation selbst zu lösen – was mittlerweile bereits von 13 Grundschulen in Hannover und der Region genutzt und sehr geschätzt wird.

„Bloß nichts mit Naturwissenschaft” wollte sie im Anschluss an ihr oft sehr forderndes Berufsleben machen, erzählt die Biologin Gisela Raabe-Meyer lachend. Humangenetik und bio-medizinische Forschung waren ihr Leben, nachdem sie sich während des Studiums für die Wissenschaft und gegen den Lehrerinnenberuf entschieden hatte. „Vielleicht hole ich das jetzt nach”, überlegt sie, und erinnert sich, dass sie sich schon Jahre vor Erreichen des Renteneintritts Gedanken gemacht hat, was sie dann mit ihrer Zeit machen könnte: „Von 180 auf Null, das kann für die Psyche und die Gesundheit nicht gut sein.” Über den Verein „Mentor” wird Gisela Raabe-Meyer zunächst Lesementorin und unterstützt Kinder und junge Erwachsene in Grund- und Berufsschulen beim Lesen und Erlernen der deutschen Sprache.
In der Fichteschule, einer Grundschule in Hainholz, wird sie dabei vom dort tätigen SiS-Team angesprochen und ist sofort begeistert von der Idee des Vereins und der Möglichkeit, sich als Schulmediatorin ausbilden zu lassen. Sie bewirbt sich und wird nach einem Vorgespräch angenommen. Voraussetzung hierfür ist auch, dass sie bereit ist, im Anschluss an die Ausbildung, die sich in drei mehrtägige Blöcke und eine anschließende Hospitationszeit gliedert, mindestens zwei Jahre lang einmal wöchentlich für SIS tätig zu sein. Nach der Ausbildung und etwa 50 absolvierten Einsätzen erhält sie ein Zertifikat als SiS-Schulmediatorin.
„Es ist wichtig, dass man gut vorbereitet in die Mediationen geht”, sagt Raabe-Meyer. „Es ist gar nicht so einfach, wenn Kinder kommen, die für sie in diesem Moment unlösbare Konflikte haben und total aufgeregt sind. Da braucht man ein bestimmtes Vorgehen, und das muss gelernt und trainiert werden.”
Grundschulen, die Schulmediation anbieten wollen, müssen dafür einen Raum zur Verfügung stellen, den sogenannten “Raum der guten Lösungen”. Hier bieten die MediatorInnen Sprechzeiten für die Kinder an, bei denen sie grundsätzlich zu zweit auftreten. Die Kinder kommen oft von sich aus, was Raabe-Meyer dann besonders freut, oder sie werden von Lehrkräften geschickt, wenn Konflikte vom Pausenhof mit in den Unterricht gebracht werden und dort einfach stören. Die Kinder dürfen dann in Ruhe reden, und jeder kommt zu Wort.
„Unser Ziel ist es, dass sie dabei selbst auf eine Lösung kommen. Am schönsten ist es, wenn sie brummelig reinkommen und strahlend Arm in Arm wieder hinausgehen”, so Raabe Meyer. „Das klappt natürlich nicht immer. Aber die Kinder lernen, dass man nicht mit Fäusten aufeinander losgehen muss, sondern dass man Konflikte durch Reden löst.” Eine wichtige Regel der Mediationsarbeit ist, dass die MediatorInnen eine Schweigepflicht haben, es gelangen keine Informationen über den Streit an Eltern oder Lehrer. Lediglich wenn beispielsweise der Verdacht auf Misshandlungen besteht, wird hiervon abgewichen. Das wird dann aber auch dem betroffenen Kind gegenüber offen kommuniziert, sodass es keinesfalls zu einem Vertrauensbruch kommt.
Dreimal in der Woche bietet SiS in der Fichteschule am Vormittag Sprechzeiten an. Manchmal kommen die Kinder auch einfach so zu Besuch – oder eben, wenn es Zoff gibt. „Sie kommen zu zweit, zu dritt … Wenn es größere Gruppen sind, versuchen wir im Vorfeld zu klären, wer die Hauptpersonen sind. Mehr als vier Kinder sind nicht sinnvoll, denn es gibt zwar Regeln für so ein Gespräch, aber die Kinder sind ja auch einfach noch klein”, lacht Raabe-Meyer. „Das läuft oft nicht so diszipliniert ab.”
SiS ist bundesweit tätig. Die einzelnen Landesverbände bilden Stützpunkte, einer davon ist Hannover und Umgebung mit etwa 100 Mitgliedern. Hier engagiert sich Gisela Raabe Meyer auch im Leitungsteam für die Öffentlichkeitsarbeit. Auf den verschiedenen Ebenen finden regelmäßig Treffen und Fortbildungsveranstaltungen statt.
Ganz wichtig und für die MentorInnen verpflichtend sind Supervisionen, die regelmäßig stattfinden und dazu beitragen, so manchen eigenen Konflikt zu klären, Knoten zu lösen und den StreitschlichterInnen Kommunikationshilfen an die Hand geben.
Viele der SIS-Ehrenamtlichen waren früher in sozialen Berufen tätig oder sind ehemalige Lehrkräfte. Als ehemalige Naturwissenschaftlerin ist Raabe-Meyer hier eher eine Exotin. „So manches, was ich durch diese Arbeit über Kommunikation und Konfliktmanagement gelernt habe, hätte ich in meinem Berufsleben sehr gut gebrauchen können”, sagt Raabe-Meyer, die froh ist, dass sie als Schulmediatorin so eine erfüllende und sinnvolle Aufgabe gefunden hat, die noch dazu wirklich Spaß macht.
Aktuell sucht der Stützpunkt Hannover dringend weitere Ehrenamtliche, auch wenn die Tätigkeit in den Schulen zurzeit wegen der Corona-Pandemie ruht. Der Start der nächsten Ausbildung ist voraussichtlich für Oktober geplant.

www.sis-hannover.de                                                                                                           Annika Bachem

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Dorit David: Unter ihren Augen

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Dorit David: Unter ihren Augen


Anfang der Zwanzigerjahre breitet sich in der jungen Weimarer Republik ein völlig neues Lebensgefühl aus: Althergebrachtes verliert seine Selbstverständlichkeit, Moral und Sittlichkeitsdenken sind im Wandel, Aufbruchstimmung liegt in der Luft. Auch die sechzehnjährige Lieselotte Daube steckt voller Tatendrang. Als Kind einfacher Arbeiter ist sie im ärmlichen Conti-Viertel in Hannover aufgewachsen, doch statt sich in ihr Schicksal zu fügen, will sie dasselbe wie die vermögenden Bürgertöchter – nämlich ein modernes und unabhängiges Leben führen. Um zu lernen, wie man auf den eigenen, kraftvollen Beinen steht, bewirbt sich Lotte an der „Frauenkörperschule für Gymnastik und Atmung“, die von Berta Habenicht geleitet wird, einer emanzipierten und seltsam betörenden Erscheinung. Unter ihren Augen kommt Lottes tänzerisches Talent zu voller Entfaltung, aber auch ein lange verleugnetes Gefühl ans Tageslicht …

Ausgerechnet die Augen sind es, die Lotte an Berta Habenicht sofort auffallen, als das Mädchen sie auf der Bühne der „Schauburg“ – damals Hannovers Theater Nummer Eins – zum ersten Mal erblickt: „Den braun-gelben Blick würde sie nie vergessen. Sonnendurchflutet – zeitlos und warm. In Lotte war nur Aufruhr. Wildwasser. Irritiert wandte sie sich ab […] aber die Bewegung in ihr hörte nicht auf. Als hätte der Blick der luchsäugigen Fremden in ihr etwas zum Keimen gebracht. Einen Winzling, der in ihrer Seele Wurzeln schlug und aus dem noch am selben Abend ein Halm trieb, der sich zu einem Stengel auswuchs und an dessen Ende eine Knospe aufbrach.“
Die Faszination scheint in beide Richtungen zu gehen, denn bei der Musterung ihrer neuen Elevinnen ist Berta Habenicht von Lottes Körperwuchs und Haltung beeindruckt, viel mehr aber noch von ihrer unterschwellig brodelnden Leidenschaft. So wird das Mädchen trotz fehlender finanzieller Mittel an der Akademie aufgenommen und tritt die zweijährige Ausbildung zur Gymnastiklehrerin an, wobei sie sich rasch zur Jahrgangsbesten mausert – sehr zum Stolz ihrer Patentante Almut Brostel, die ihre „Quasitochter“ nach Kräften fördert und sogar bei sich wohnen lässt. Obwohl Lotte ihr dafür sehr dankbar ist, bleibt sie meistens doch lieber für sich in ihrem Zimmer und sinnt über Berta Habenichts Lehren nach, die unter bürgerlichen TanzliebhaberInnen als skandalös gelten. Denn Berta plädiert für einen schambefreiten Umgang mit der (weiblichen) Sexualität, für eine Entfesselung des Körperlichen auf der Bühne und im alltäglichen Leben. Als Teil der hannoverschen Bohème ist sie außerdem regelmäßig in der angesagten Künstlerkneipe „Windmühlendiele“ zu Gast. Oder gibt es doch andere Gründe für ihre häufigen Besuche in dem Lokal, das angeblich ein Treffpunkt für „Freunde“ und „Freundinnen“ sein soll? Die Gerüchte, dass Berta Habenicht eine lesbische Liebesbeziehung führt, will Lotte anfangs nicht wahrhaben, ebenso wenig ihre eigenen, verwirrenden Gefühle. Als sie sich schließlich doch Bahn brechen, ist sie von Bertas Reaktion tief verletzt – und holt in ihrer grenzenlosen Wut zu einem fürchterlichen Schlag aus …
Für ihren neusten Roman hat Dorit David auf eine Begebenheit zurückgegriffen, die sich während der kurzen Blütezeit der Gymnastikschulen in Hannover tatsächlich zutrug. Ihr Interesse an der norddeutschen Tanz- und Theaterkultur kommt dabei nicht von ungefähr, denn die 1968 in der Uckermark geborene Schauspielerin und Theaterpädagogin ist auf der Bühne zu Hause. 1993 absolvierte sie an der TuT Schule für Clown, Komik und Theater eine Ausbildung zur Clownin, mittlerweile ist sie dort als Dozentin tätig. Neben weiteren Schauspieltätigkeiten in den Ensembles „Spielweiber“ und „Hannover98“ veröffentlicht sie regelmäßig Illustrationen, Bilderbücher und Romane, die das Etikett „Frauenliteratur“ selbstbewusst für sich reklamieren. Denn in ihren Geschichten werden Frauenfiguren, deren Beziehungen zu sich selbst und zu anderen Frauen, jenseits aller Klischees präsentiert. So zeichnet auch „Unter ihren Augen“ ein komplexes Geflecht aus menschlichen Leidenschaften nach, in dessen Mittelpunkt das Porträt einer jungen Frau steht, die aus verletztem Stolz und Selbstverleugnung zu zerstören droht, was sie liebt.  AD

Unter ihren Augen
von Dorit David
Querverlag, 2020
ISBN 978-3-89656-285-2
416 Seiten
18,00 Euro

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Lovintage – Luxus aus zweiter Hand

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Lovintage – Luxus aus zweiter Hand


Fotos: LovintageIt-Pieces von Chanel, Prada oder Gucci: Claudia Gahmlich kauft und verkauft seit rund 20 Jahren privat gebrauchte Handtaschen, Accessoires, Kleider und mehr. Seit Juli 2019 betreibt sie jetzt mit „Lovintage“ ihren eigenen Luxus-Secondhandladen, dessen Name sich aus den Wörtern „Love“ und „Vintage“ zusammensetzt.

Natürlich war die Zwangsschließung durch die Corona-Pandemie nicht schön, doch sie hat der Unternehmerin auch eine große Welle regionaler Solidarität eingebracht, auf die sie aufbauen will. Claudia Gahmlich erklärt: „Die Corona-Krise hat vielen deutlich gemacht, was auch mir wichtig ist: Es ist schön, wenn wir vor Ort einkaufen können! Ich biete in meinem Secondhandladen für Luxusartikel vor allem persönliche Beratung. Jeder Interessierte darf sich die Artikel in Ruhe ansehen, anfassen und ausprobieren. Dazu biete ich auch den individuellen Service, Dinge im Auftrag von KundInnen zu suchen. Durch meine jahrelange Expertise im Suchen und Finden besonderer Produkte kann ich auch auf viele internationale Kontakte zurückgreifen – und für die Auftraggeberin beispielsweise vielleicht genau den Traum von den Valentino-Rockstud-Pumps möglich machen, von denen sie seit Jahren schwärmt.“ Auch beim Ausräumen des Kleiderschranks zu Hause unterstützt die Vintagequeen auf Wunsch. Nicht zuletzt durch ihre vorherige Tätigkeit als Filialleiterin von „Luxussachen“ in der Galerie Luise bringt sie viel Know-how beispielsweise bei Taschen mit, sodass sie KundInnen umfassend bei ihrer Entscheidung beraten kann. Ihr Sortiment reicht von der Chanel-Tasche über Hermès-Seidentücher bis zum legendären Sac Noé von Louis Vuitton.
Ein paar Änderungen hat die Corona-Krise für Claudia Gahmlich zwar herbeigeführt, aber keine grundlegenden, wie sie sagt: „Mir ist der stationäre Handel absolut wichtig, deshalb wollte ich auch keinen Onlineshop. Jeder soll den Artikel kennen, bevor er sich zum Kauf entscheidet. Das vermeidet auch Retouren. Doch durch Corona und seine Folgen habe ich gelernt, dass digitale Instrumente wie Facebook und Instagram sehr hilfreich sind, um mit Menschen in Kontakt zu kommen – auch wenn der Laden geschlossen bleiben muss. Regionale Kooperationen wie hannoverhelfen.de, Stylehannover oder supportyourlocals haben mir viele neue Follower beschert, das ist toll! Sobald es wieder geht, will ich kleine Events im Geschäft organisieren, zu denen ich auch diese Kontakte einlade. Die Soforthilfe des Landes Niedersachsens hat mir für die schwierige Phase die Miete gesichert –
das Geld war tatsächlich schon nach vier Tagen (!) auf meinem Geschäftskonto –, aber die digitalen Instrumente helfen, mein Netzwerk weiter auszubauen, und damit, das Geschäft auf solide Beine zu stellen. Ich verschicke auf Wunsch jetzt auch Produkte und Gutscheine oder liefere bis zur Haustür.“
Auch wenn sie von ihrer unternehmerischen Idee überzeugt ist und es immer war, war der Anfang sehr schwer, gesteht die Lovintage-Gründerin ein: „Ich hatte auf die Neugier der Menschen gesetzt, aber man muss sich wirklich viel einfallen lassen, um Interessierte auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. Da muss man aktiv und kreativ sein! Und es hilft ein klarer Plan. Die Zusammenarbeit mit anderen ist sehr wichtig, dadurch ergeben sich neue Kontakte, an die ich beispielsweise vorher zum Teil gar nicht gedacht hatte. Ich bin vom Konzept der regionalen Wirtschaftsförderung absolut begeistert! Im vierwöchigen Kompaktseminar „Gründung kompakt“ habe ich alles gelernt, was für den Schritt in die Selbstständigkeit relevant war. Und egal welche neue Frage auftaucht, über hannoverimpuls finden sich schnell die richtigen AnsprechpartnerInnen.“       Fotos: Lovintage

Lovintage Claudia Gahmlich
Kestnerstraße 34 30159 Hannover
Tel. 0511 – 65 39 43 02

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Königsbude

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Königsbude


Hinter der Niki-de-Saint-Phalle-Grotte gleich rechts abgebogen, findet sich unter dem Namen „KönigsBude“ in herrschaftlicher Umgebung die Fast-Food-Außen-gastronomie der Schlossküche Herrenhausen. Momentan nicht gänzlich volksnah, weil nicht von der Straße aus zu erreichen, sondern nur den BesucherInnen des Großen Gartens vorbehalten, offeriert der Abholtresen der Königskantinen-Bude „good food as fast as possible“. Als Gast kommt einem die aktuell aufgrund der Abstandsregelungen reduzierte Tischanzahl zugute; die Wartezeit ist schnell und angenehm im Halbschatten der jungen Bäumchen abgesessen.  

Wir probieren den Classic Beefburger mit gegrilltem Rind, Salat, Tomate, Gurken-Pickles und Cheddar (für 8,50 Euro) und sind angetan von der schönen Zusammenstellung. Das Fleisch verschmilzt im Mund aufs gaumenfreudigste mit dem außergewöhnlichen Vollkornbun, und auch der Smoked Ketchup passt bestens zum Rest vom KönigsBuden-Klassiker. Ergänzend kommen Chips aus frischen Kartoffeln dazu, die wahlweise mit einer Chili- oder Limettenmayo, mehr vom leckeren Smoked Ketchup oder Joghurt-Minze-Dip (für 3,50 Euro) interessanter werden. Der Salmon Burger (für 8,50 Euro) aber schmeckt erst richtig königlich: Ein saftiges und zauberhaft zartes Frischlachs-Patty vom Grill thront neben Salat, Fenchel und Mango im Brioche Bun, dessen Konsistenz ebenfalls ausgesprochen positiv auffällt. Die Kombination aus tropischem Touch durch Mangofrucht sowie Limetten- und Chilimayo mit knackigem Fenchel macht den Fischburger zum Sommersnack der Königsklasse. Unseren Durst stillen wir mit BioZisch Limonaden, eventuellen Bierbrand könnte man mit Herrenhäuser Pils, Beverly Pils oder Trainingslager von der Mashsee Brauerei löschen, und Weintrinkern stehen Riesling, Rotwein und Rosé sowie Weinschorle mit Basilikum oder Orangenlimo mit Rosé fertig gemischt in der Flasche zur Wahl. Beim nächsten Besuch des Großen Gartens werden wir bestimmt einmal die Fisch-Koriander-Köfte im Fladen mit Gurken-Kimchi, Salat und Joghurt, das Curry-Falafel oder die „Yummy Kalbsbratwurst“ vom Grill probieren.
Auch die Sweets wie Rhabarber-Streusel-Kuchen vom Blech, Chocolate-Fudge-Cake oder Lemon Tarte (2,90-3,70 Euro) lachen uns verlockend an, sie stammen offenbar aus der hauseigenen Patisserie und lassen sich zum Schümli Kaffee nach einer großen Runde durch den Königsgarten hier – etwas abseits der Spaziergänger – sicher gut genießen. Die Torten- und Kuchenkreationen der Schlossküchen-Konditorei kann man auch für zu Hause bestellen, sowohl Abholung als auch Lieferung sind nach Absprache möglich. Wer eine Feier oder ein Festival plant, der kann sogar  gleich die Königskantine in Form eines Foodtrucks mieten (Ansprechpartner ist Sascha Grauwinkel unter Tel. 0511/27949416), spontanere Graftflaneure können den Sommer über süße Leckereien, Kaffee, Tee und kalte Getränke an der Princess Bar (vor dem Eingang zur Schlossrestaurant an der Alten Herrenhäuser Straße) erwerben. Und wer eine Fahrradtour oder einen Freilufttag im Georgengarten plant, dem gefällt bestimmt die Idee mit den zwei verschiedenen Picknick-Einwegboxen (für 16 bis 18 Euro pro Person, zwei Tage im Voraus bestellen, Abholung in der Schlossküche Herrenhausen, die Bio-Verpackung können umweltgerecht entsorgt werden). So oder so, ein Abstecher in Richtung KönigsGastronomie lohnt sich kulinarisch in jedem Fall! Anke Wittkopp

Im Großen Garten
Alte Herrenhäuser Str. 3 30419 Hannover
Tel. 0511 – 27 94 940 www.schlosskueche-herrenhausen.de

Öffnungszeiten Di – So 12-20 Uhr

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Leon Ladwig

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Leon Ladwig


Country und Rock‘n‘Roll mit Gefühl und Gewalt – so beschreibt Leon Ladwig seinen Sound auf Facebook. Bei seinen Konzerten trägt er meistens Bluejeans und einen lässigen Cowboyhut. Ein paar Scherze zwischendurch gehören zum Pflichtprogramm. Und sein durchaus feiner Humor spiegelt sich auch in seinen Texten wider. Ladwig kommt ehrlich und authentisch rüber, sein Publikum weiß das zu schätzen.

Den Solo-Künstler Leon Ladwig, so wie man ihn heute auf der Bühne sieht, gibt es nun seit etwa vier Jahren. Vor seiner Zeit als Solo-Künstler spielte der 26-jährige Sozialassistent in der Punkrock-Band „Shot Dog“. Weil es mit der Band zwischenzeitlich aber sehr langsam vorranging, konzentrierte er sich schließlich wieder mehr auf sein Solo-Projekt und das Songwriting. Ladwig experimentierte und entfernte sich nach und nach vom typischen „Hau-drauf-Punkrock“. Sein Sound ist heute etwas ruhiger und sein Gesang nicht mehr auf Englisch. Auf Deutsch erreiche er sein Publikum direkter, seine Texte träfen schneller ins Herz. Die Songs, die er heute live spielt, sind manchmal düster, manchmal witzig, stets geradeheraus und immer mal wieder findet sich eine feine Prise Humor auch zwischen den Zeilen.
Seine Texte beruhen weitestgehend auf wahren Begebenheiten – die Partys habe er schon mitgenommen, erzählt er. Zum Teil thematisiere er eine Zeit in seinem Leben, in der es noch etwas wilder zuging und er unter anderem viel im Ihme-Zentrum ein und aus gegangen ist. Heute wohnt er selbst dort, ist aber nur noch selten in Clubs unterwegs. Seine neue Wahlheimat bezeichnet er als „die Petrischale, in der der Pilz meines Lebens gewachsen ist“. Ladwig möchte sich allerdings keiner Szene zuordnen, weder der Clubszene, der Punkrockszene und auch nicht der Countryszene. Er ist unterwegs in diesen verschiedenen Welten und beschäftigt sich mit ganz unterschiedlichen Projekten, wobei er auch gerne mal das Instrument wechselt. Neben Gitarre spielt er noch Bass (bei der Band „Massentrend“) und Schlagzeug, derzeit bringt er sich selbst das Klavier spielen bei.
Der Country-Einfluss in seiner Musik ist unverkennbar. Der spezielle Sound hat ihn schon im Kindesalter begleitet, sein Opa hat beispielsweise viele Westernfilme mit ihm geschaut. Der klassische Revolverheld aus seiner Kindheit hat es Ladwig bis heute angetan. Cowboyhüte und Cowboystiefel – ihm gefällt das, obwohl er der amerikanischen Kultur sonst eigentlich nicht allzu viel abgewinnen kann. Musikalisch lässt er sich gerne von seiner Lieblingsband „Social Distortion“ inspirieren, die ihre Country-Einflüsse ebenfalls nicht leugnen kann. Aber auch Musiker wie „Waylon Jennings“, „Merle Haggard“, „Johnny Paycheck“ oder „Dave Dudley“ gefallen ihm. Und „Gunter Gabriel“ besitzt einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen – denn er habe gezeigt, dass man auch auf Deutsch einen guten Country-Sound produzieren könne. Ladwig versucht beim Songwriting immer auch Rockelemente mit in seine Lieder einzubauen. Ihm gefällt diese Mischung, Rock, mag er, wenn er einfach ist. Eingängige Melodien mit Ohrwurm-Potenzial, darum geht es ihm.
Für die Zukunft stehen Label und Plattenvertrag ganz oben auf Ladwigs Wunschliste. Bisher hat er alles immer auf eigene Faust erledigt, was natürlich Energie kostet, die er weitaus lieber in seine Musik investieren würde. Eine ordentliche Vermarktungs- und Produktionsmaschinerie hinter sich zu haben – das wäre schon was. Aktuell ist gerade eine neue Country-EP in Produktion mit einigen Stücken, die er auch in seinem Live-Programm präsentiert, allerdings werden sie im Bandgewand, also voll instrumentiert, zu hören sein. Auch weitere Musikvideos sind geplant. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, der findet auf Ladwigs Homepage, leonladwig.com, aktuelle Infos und auch viele Stücke. Lohnt sich!
Claudia Wernicke

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Ein letztes Wort im Juni

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Ein letztes Wort im Juni


Herr Weil, wir sind derzeit damit befasst, möglichst besonnen zu möglichst „normalen“ Zeiten zurückzukehren. Sie sind ja bereits vor den Gesprächen über die möglichen Lockerungen vor drei Wochen vorausgegangen und haben den Weg für Niedersachsen sehr klar definiert. Eine ziemliche Kehrtwende, nachdem sie zuvor sehr vorsichtig waren mit den Lockerungen.
Ich habe wirklich sehr lange zu denjenigen gehört, die darauf gedrängt haben, gemeinsam und einheitlich mit allen 16 Ländern Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen durchzuführen, das ist richtig. Aber aus Erfahrung wird man auch klug. Es hat mehrfach Situationen gegeben, in denen wir uns mühsam auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt hatten, sei es die Mund-Nase-Bedeckung, sei es die Kontaktbeschränkung und vieles mehr – und dann stellt man fest: keine 48 Stunden später bricht das erste Land aus der vereinbarten Linie aus und dann beginnt eine Domino-Kette und die Länder regeln das nacheinander für sich jeweils anders. Und schon nach wenigen Tagen ist so von der gemeinsamen Vereinbarung nur noch wenig übrig. Da stellt sich natürlich irgendwann die Frage, inwieweit ein solches Vorgehen sinnvoll ist.

Aber das war nicht der Grund für die Kehrtwende.
Natürlich nicht. Mein Hauptgrund ist gewesen, dass wir nach dem Shutdown jetzt in einer neuen Phase sind, für die wir auch eine neue Strategie benötigen. Ein Fahren auf Sicht ohne Klarheit, wie es denn danach weitergeht, stößt auf zunehmend weniger Verständnis.  Es wurden immer Einzelthemen diskutiert, immer sektoral, mal waren es die Baumärkte, mal waren es die Masken, mal waren es die Abstandsregelungen, was auch immer. Das wird der Sache natürlich nicht gerecht. Denn in Wirklichkeit ist es ja so, dass das Infektionsrisiko die Summe vieler einzelner Risiken ist. Und man muss darum immer eine Gesamtschau vornehmen. Gleichzeitig brauchen alle gesellschaftlichen Bereiche eine Perspektive, die Familien genauso wie die Wirtschaft. Wenn das die Leitplanken sind, landet man fast zwangsläufig bei einem entsprechenden Phasenmodell. Deshalb habe ich das niedersächsische Stufenmodell für einen neuen Alltag mit Corona wenige Tage vor der nächsten Gesprächsrunde mit der Bundeskanzlerin und meinen Amtskolleginnen und -kollegen vorgestellt, um damit auch eine Debatte über eine neue Gesamtstrategie anzustoßen. Das ist übrigens ja auch gelungen, denn auch andere Länder haben dann später bestimmte Phasen für Lockerungen definiert.

Zu dieser Strategie gehört auch das Hochfahren der Wirtschaft.
Unbedingt, da geht es um hunderttausende Existenzen. Wir befinden uns in einer harten Wirtschaftskrise, da muss man gar nicht drumherum reden. Wir haben es zu Beginn der Pandemie mit einer exponentiellen Kurve bei den Infektionen zu tun gehabt, und jetzt haben wir es mit einer exponentiellen Kurve bei den Schäden in Gesellschaft und Wirtschaft zu tun. Es ist uns gelungen, die erste exponentielle Kurve gut in den Griff zu bekommen. Umso mehr müssen wir aber jetzt alle Möglichkeiten nutzen, die zweite exponentielle Kurve zumindest abzudämpfen. Ich mache mir da gar keine Illusionen, das Niveau der Vor-Corona-Zeit werden wir wahrscheinlich erst in ein paar Jahren wieder erreichen können, wenn es gut läuft. Aber wir müssen jetzt unbedingt dafür sorgen, dass wir auch die Voraussetzungen dafür schaffen. Und dazu zählt für mich, dass wir größeren Teilen der Wirtschaft überhaupt wieder die Chance geben, zu produzieren und zu verkaufen.

Und darum fordern Sie auch eine Abwrackprämie?
Ich vermeide dieses Wort, denn das ist für viele ein Reizthema, aber die Automobilwirtschaft hat in Niedersachsen eine Schlüsselstellung, und darum fordere ich eine ökologische Abwrackprämie, um damit den Kauf umweltfreundlicherer Fahrzeuge zu fördern. Mit so einem Anreiz für umweltfreundliche Antriebe wird auch die Automobilindustrie im Strukturwandel unterstützt. Ich halte das für richtig. Dabei geht es auch nicht – wie viele vermuten –
in erster Linie um die Hersteller wie VW, sondern vor allem um die vielen Zulieferunternehmen mit hunderttausenden Arbeitsplätzen, von denen viele durch den Strukturwandel hin zum Elektrofahrzeug schon geschwächt in die Krise reingegangen sind und jetzt ein sehr ernsthaftes Problem haben.

Wir werden darüber sicherlich demnächst noch mehr reden. Themawechsel: Was halten Sie denn von den Antikörpertests, ist das eine Chance?
Es kann zunächst mal eine Beruhigung sein für viele Menschen. Und es wird für einen noch besseren Überblick sorgen, denn dass es eine Dunkelziffer gibt, das ist ja unbestritten. Die Experten streiten eigentlich nur darüber, wie hoch sie ist. Ist es der Faktor 2, 3, 10 oder 20? Je höher der Faktor ist, desto lieber ist mir das persönlich. Denn es handelt sich dabei ja um Menschen, die nie einen Anlass hatten, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Die also mit dem Corona-Virus infiziert worden sind, das aber gar nicht bemerkt bzw. problemlos überstanden haben. Je mehr Menschen krank gewesen, infiziert gewesen sind, ohne das zu wissen oder zu bemerken, desto besser. Uns machen ja die schweren Verläufe Sorgen, nicht die leichten. Ein aussagekräftiger Antikörpertest würde uns deshalb wirklich in vielerlei Hinsicht helfen: vor allem für die Bewertung der Gesamtlage und um das Infektionsrisiko weiter zu reduzieren.

Sind Sie eigentlich in letzter Zeit noch zu anderen Themen gekommen?
Kaum. Ich gehe mittlerweile seit drei Monaten mehr oder weniger mit Corona schlafen und stehe mit Corona auf. Aber ich weiß auch: Wenn Corona vorbei ist, sind der Klimawandel und die Digitalisierung immer noch da.

Ich bemerke bei mir, dass ich inzwischen ganz selbstverständlich von „früher“ rede. Unvorstellbar, dass diese Krise erst vor rund drei Monaten angefangen hat.
Aber das ist durchaus berechtigt, denn diese Krise ist ganz sicher eine Zäsur. Der gute alte Handschlag wird beispielsweise nicht mehr so selbstverständlich sein, wie früher. Ich glaube, dass die Sensibilität gegenüber Infektionsrisiken wesentlich größer sein wird. Und es wird wie gesagt einige Zeit brauchen, um die wirtschaftlichen Schäden zu überwinden.

Viele andere Themen bleiben derzeit liegen, die Bauern klagen bereits wieder über eine drohende Dürre, an der griechisch-türkischen Grenze ist die Lage weiterhin brisant, von den vielen Kriegs- und Krisengebieten weltweit ganz zu schweigen, doch Corona deckt all das zu. Ich finde das ziemlich gefährlich.
Corona ist sehr zentral, weil es wirklich jeden Bereich und jede und jeden Einzelnen betrifft. Wir hatten, ich glaube Mitte März, eine seit langem geplante Bund-Länder-Runde mit der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten zum Thema Energiewende und wie es da eigentlich weitergeht. Dieses Thema ist so gut wie ausgefallen, weil wir uns zum ersten Mal, dafür aber fast ausschließlich, nur mit Corona befasst haben. Das war auch das letzte Mal, dass wir uns persönlich in Berlin gesehen haben, seither haben wir nur noch Videokonferenzen. Aber wie gesagt, Corona wird irgendwann kein Thema mehr sein, aber der Klimawandel bleibt. Und was mir da insbesondere Sorgen macht, ist der ökologische Umbau unserer Wirtschaft, der viel Geld kosten wird. Geld, das jetzt deutlich weniger zur Verfügung steht als vor der Krise. Es wird also nicht einfacher werden.

Sollte man die wirtschaftlichen Hilfen dann nicht konsequent koppeln an nachhaltige Konzepte?
Ich stimme ausdrücklich zu, dass ökologische Kriterien z. B. für Verkaufshilfen bei Autos maßgeblich sein müssen. Dabei geht es auch nicht nur um Elektroautos. Es ist auch schon ein großer Vorteil für die Umwelt, wenn ein alter Diesel Euro 3 oder Euro 4 nicht mehr gefahren wird, dafür ein moderner Euro 6d-Temp. Man muss sehen, die Jahre 2020/2021 sind in der Automobilindustrie Übergangsjahre. Und wenn man Stand jetzt sagen wollte, wir fördern nur diejenigen, die sich ein reines Elektroauto kaufen, dann wird man ruckzuck feststellen, dass womöglich gar nicht genug Autos zur Verfügung stehen. Darum würde ich auch hier zu einem pragmatischen Vorgehen raten. Ja, Schwerpunkt auf ökologische Kriterien und volle Förderung nur für Elektroautos, aber eben nicht nur beschränkt auf Elektromobilität.

Mal so ganz grundsätzlich, Herr Müller von der CSU, unser Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat neulich sinngemäß gesagt, dass es mit dem Höher, Schneller, Weiter unseres Kapitalismus so nicht mehr weitergehen könne. Würden Sie das unterschreiben?
Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Denn den Kapitalismus kriegt man mit seinen Vorteilen und mit seinen Nachteilen. Zu den Vorteilen gehört eine große Effizienz und zu seinen Nachteilen sozusagen eine immanente Dynamik, die sich nur schwer bremsen lässt und auch zu großen Schäden führen kann. Darum braucht es eine starke demokratische Steuerung. Gegen ein Schneller, Höher, Weiter in Sachen Klimaschutz hätte ich gar nichts.
Interview: Lars Kompa

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