Tag Archive | "2018-02"

Bodo Dringenberg

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Bodo Dringenberg


Historienromane und Krimis in und um Hannover? Bodo Dringenberg! In seiner letzten Veröffentlichung „Ein Pils, ein Sekt, ein Todesfall“ fühlte der seit 1972 in Hannover lebende Schriftsteller gemeinsam mit weiteren hannoverschen Autoren Hannovers mörderischer Kneipenszene auf den Zahn. Sein neuer Historienroman „Furie und Fortuna“, gemeinsam mit Stefan Kleinschmidt geschrieben, erzählt die Geschichte Hannovers im Dreißigjährigen Krieg – von Hoffnungen, Ängsten und gesellschaftlichen Spannungen.

Hannover hatte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine besondere Stellung inne – als einzige Stadt der Region war sie nicht vom Feldherrn Tilly besetzt und damit Schauplatz für Fluchtbewegungen, Rettungsanker für viele und Handlungsort für Menschen unterschiedlichster Hintergründe. Dringenbergs Roman zeichnet aus der Perspektive einzelner Protagonisten und ihrer Schicksale die Geschichte Hannovers nach. Dabei geht es ihm allerdings nicht darum, von einzelnen „Helden“ zu erzählen, vielmehr interessieren ihn die „Verhältnisse, in die Menschen hineingezwungen werden, die sie durchleben und in denen sie zu Tode kommen”. Auch die Stadt selbst wird zur Protagonistin des Romans. Mit gekonnten Formulierungen und lebhaften Beschreibungen schafft es Dringenberg, das Hannover des 17. Jahrhunderts auferstehen zu lassen.

Natürlich, das Thema des Romans ist hochaktuell. 400 Jahre alte Geschichte, doch auch heute bestimmen Flucht und Krieg das Weltgeschehen. „Diese beiden Momente, Flüchtlinge aufgrund von Kriegsereignissen und der religiöse Fanatismus, bilden den aktuellen Bezug“, erklärt Dringenberg. In Zeiten von Krieg und Flucht können Unterschiede in Glaube und Lebensweise zu Konflikten führen, die den Einzelnen in den Hintergrund drängen. Umso lebendiger werden diese Schicksale mit ihren Hintergründen in Dringenbergs Buch illustriert. Wichtig war ihm dabei auch, die weibliche Perspektive auf die damalige Zeit wiederzugeben, die bisher nur ganz am Rande Beachtung gefunden hat. Es ist ihm wichtig, sich aus möglichst allen Perspektiven dem Thema anzunähern. „Furie und Fortuna“ zeichnet damit tatsächlich ein Bild der gesamten damaligen Gesellschaft – vom Feldherrn Tilly bis zur einfachen Magd.

Bodo Dringenberg kann man durchaus als literarischen Allrounder bezeichnen. Neben seinen Romanen veröffentlichte er außerdem bereits historische Texte zu Hannover, konzipierte Formate für Rundfunkanstalten und führte Regiearbeiten für die Bühne aus. Der in Halle geborene Autor und Journalist hat auf Lehramt an der Universität Hannover studiert, dabei allerdings niemals den Wunsch gehabt, später auch als Lehrer tätig zu werden. Nach dem Studium war er noch einige Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Sprachwissenschaften an der Universität beschäftigt, während der er zur Sprach- und Namensgeschichte Hannovers forschte. Daher sein besonderes Interesse an der Geschichte der Stadt, das nun zur Entstehung seiner Historienromane führte. „Jahre nach diesen wissenschaftlichen Beschäftigungen reizte mich das literarische Spiel mit der Stadtgeschichte, es war die erzählerische Erweiterung meiner Kenntnisse.” Zum Hannover von heute pflegt er eine weniger literarische Beziehung, am Leben in der Stadt schätzt er seit Studienzeiten, im Gegensatz zu der mörderischen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, vor allem die unaufgeregte Art.

 Stephanie Benze

Furie und Fortuna –
Hannover im Dreißigjährigen Krieg
Bodo Dringenberg, Stefan Kleinschmidt
276 Seiten
Wehrhahn Verlag

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Kenibo Ramen-Bar

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Kenibo Ramen-Bar


Im Oktober hat ein neues japanisches Restaurant in der Kramerstraße eröffnet – aber: Hier gibt es kein Sushi! Und das ist gut so, denn dafür kann man alltägliche japanische Speisen kennenlernen. Die namensgebenden Ramen-Nudelsuppen und weitere Japan-Klassiker kommen hier ganz im Stil eines sogenannten Ramen-ya Schnellimbisses heiß und schnell auf die Tische – inmitten einer gastfreundlichen Umgebung im Mix aus traditionell und modern.

Die Unternehmensgruppe noosou, zu dem auch das Rollband-Sushi-Lokal Kindai an der Marienstraße gehört, bringt mit der Kenibo-Ramen-Bar eine neue Seite der asiatischen Ess-Kultur nach Hannover – und das im angenehmen Ambiente. Vor und im Gastraum hängende Bastlampen in verschiedenen Größen statt klischeehafter roter Papierlampions, spenden ein warmes Licht, Kirschblütenmotiv und Nudelschüssel-Neonlichtsymbol koexistieren friedlich zwischen erdigen Farbtönen und klaren Formen. Zwar sind alle extrabreiten Massivholztische und auch die Bar durchgängig belegt, doch die Bedienung gerät trotzdem nicht in Hektik und bleibt freundlich. Auch die Küche scheint der Betriebsamkeit gewachsen. Ob die aufwändigen Ramen- und Udon-Nudeln hausgemacht sind, steht nirgends geschrieben, aber die für die Suppen grundsätzlich verwendete Tare (also Brühe) entsteht durch mehrstündiges Auskochen von Schweineknochen. Die Bar hält ebenfalls selbstgemachte Eistees und Limonaden bereit – schnell mal zusammengemurkst wird hier nichts. „Imbiss“ rufen nur wenige Details wie die Sojasauce und die verpackten (hihi: chinesischen) Essstäbchen auf den Tischen, das schöne Geschirr aus schwerem Steinzeug spricht eine andere Sprache.

Wir probieren Yasai Miso, die vegetarische Nudelsuppe, die mit knackig gebratenem Gemüse (unter anderem erfreulich schmackhaften Bambusstreifen, Lauchzwiebeln und Sprossen), Tofu und Sesam aufwartet. Die mit fermentierter Sojabohnenpaste verstärkte Gemüsebrühe ist geschmacksintensiv und würzt die Nudeln aus Ei und Weizenmehl gleich mit, die – gelungen al dente und nicht zusammenklebend – die Basis bilden. Unser Urteil zu der japanischen Nudelsuppe: sehr sättigend, authentisch, aromatisch. Es lohnt sich bestimmt, sonntags noch einmal vorbeizuschauen, wenn es von 13-21 Uhr jede Ramen für 7,50 Euro gibt und man die Varianten mit Chasu, Schweinenacken oder Schweinerippenfleisch, Fischkuchen oder mit gebackenen Teigtaschen probieren kann. Noch besser, also top, schmeckt uns die Vorspeise Gomaae. Der geröstete Sesam verleiht dem frischen, kalten, ebenfalls angerösteten Spinat eine interessant nussige Schlemmer-Note. Unbedingt probieren! Von den weiteren Spezialitäten wählen wir das Lachsfilet Teriyaki, der Zubereitungsart der japanischen Küche gemäß kunstfertig marinierte und dann gegrillte Fischfilets, die mit Wokgemüse und Reis im Tontopf serviert werden. Die Sauce hat vor allem die unteren Reisregionen schön durchtränkt und macht aus den frischen Zutaten eine saftige Speise, die sich von der Güte klar vom typischen Bar-Fastfood abhebt (für 12,90 Euro auch preislich), aber nicht spektakulär ist. Die zweite Spezialität dagegen begeistert gerade für ihren vergleichsweise schmalen Preis – für 9,50 Euro verzückt uns in einer scharfen Knoblauchsauce geschwenktes Hühnchenfleisch mit ultimativ knuspriger Hülle und zartem Innenleben. Geschärft mit rotem Chili, hinterlässt die fantastisch sämige Sauce samt Erdnüssen, Lauch und Sesam delikat feurige, intensive Geschmackseindrücke. Danke für diese Erweiterung der asiatischen Speisen-Palette – unsere Gaumen freuen sich auf weitere fernöstliche Entdeckungen, die hier noch zu machen sind.

Text und Fotos: Anke Wittkopp

Kramerstr. 10
30159 Hannover
Tel. (0511) 37 43 87 37

Öffnungszeiten:
Mo-Fr 12-14.30 Uhr und
17.30-22 Uhr,
Sa 12-22 Uhr, So 13-21 Uhr

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Donkey Pilots

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Donkey Pilots


Selbstbewusst, mit einer großen Portion Retro-Rock und dem Feeling eines Roadtrips entlang der Route 66, kommt das neue Album „Serious Men“ der Hamelner Rocker Donkey Pilots daher. Mit ihrem zweiten Album liefern sie einen soliden Nachfolger zur ersten Platte „Garbage Man“ und geben, wie sie sagen, von allem ein bisschen mehr – sind gereifter, geladener und emotionaler. Eine Platte, die nach Whisky und einem Abend am Tresen einer verrauchten Kneipe schmeckt.

Die Karriere des Quartetts begann bereits 2011. Damals wurden sie regelmäßig als Opener für die etablierten Musiker von Phillip Boa & The Voodooclub gebucht. Schon seinerzeit fanden Pressestimmen, dass die Band durchaus das Zeug hätte, auch als Hauptact die Clubs zu füllen. So folgte 2013 eine ausgedehnte Tour zu ihrem Debüt-Album „Garbage Man“, mit knapp 50 Gigs in Clubs und Bars der Republik. Mit einer energiegeladenen Bühnenshow und treibenden Gitarrenriffs gewannen die vier Hamelner seither viele neue Fans. Und auch bei ihrem Release-Konzert im Béi Chéz Heinz zum zweiten Album im Oktober 2017 konnten sie wieder voll und ganz überzeugen.

Beim ersten Hören der Donkey Pilots ist man versucht, sie zunächst dem klassischen Rock der 70er-Jahre zuzuordnen, doch Country- und Americana-Elemente à la Eagles und ein psychedelischer Unterton geben ihrer Musik einen ganz eigenen Anstrich. Die Texte erzählen von heißen Nächten im Hotel Rio, von Autofahrten auf der Babylon Road, Erinnerungen an vergangene Zeiten in Puerto Rico und merkwürdigen Gestalten in Bars. Zugegebenermaßen bedienen sie sich damit bei gängigen und oft gehörten Motiven des Genres, aber warum auch nicht? Sie bleiben einfach ihrem Gesamtkonzept treu. Die Donkey Pilots versuchen nicht, das Genre neu zu erfinden, sie drücken ihm letztlich aber doch einen ganz eigenen Stempel auf.

Dass die Band um Lead-Sänger Hector Pascal aus dem beschaulichen Hameln stammt, fällt beim Hören der Platte kaum auf. Man könnte meinen, die Musiker wären ein Direktimport aus Amerika. Eigentlich gar nicht so verwunderlich, denn die Wurzeln der Bandmitglieder liegen in unterschiedlichen Teilen der Welt. Pascal wurde in der Mongolei geboren und wuchs in der Musikszene der Hauptstadt Ulaanbaatar auf, bevor er mit seinen Eltern nach Deutschland kam. Der Lead-Gitarrist Tyler Bourbon bringt als gebürtiger Amerikaner, geboren in Lynchburg, Tennessee, den amerikanischen Blues mit in das Quartett. Und Neuzugang Floyd Apple, gebürtiger Hannoveraner, liefert lokalen Wind und (was bei einer echten Rockband nicht fehlen darf) umfassendes Whiskey-Spezial-Wissen. Komplettiert wird die Combo mit Drummer Yann Johann Gunderson. Sicher ist, jeder der vier Charaktere bringt seine ganz eigene Handschrift mit ins Songwriting ein – wahrscheinlich lassen sich darum die Songs von „Serious Men“ so schwerlich einem einzigen Genre zuordnen.

Für den satten Sound des neuen Albums bedienten sich Donkey Pilots auch aus ihrem Repertoire an Live-Einspielungen und Vintage-Recordings. Bemerkenswert sind außerdem die Hammond-Orgel-Parts. In die Tasten gegriffen hat dabei übrigens kein geringerer als die Orgel- und Keyboard-Legende Don Airey, der bereits als Gastmusiker für Deep Purple und Black Sabbath unterwegs war. Man merkt, die Jungs machen keine halben Sachen. Mit Produzent Tobias „b.deutung“ Unterberg, der auch schon mit Subway to Sally und New Model Army zusammenarbeitete, war ein weiterer, bekannter Name des Business maßgeblich an der Entstehung von „Serious Men“ beteiligt. Das von ihm geschriebene, mit Saxophon Sounds unterlegte Intro „The Howl“ eröffnet die Platte fulminant.

Fazit: Zwölf gelungene Songs nehmen den Zuhörer mit auf einen musikalischen Roadtrip samt anschließender Kneipentour. Es gibt zwar insgesamt wenig Überraschungen auf „Serious Men“, aber das Gesamtbild ist stimmig, gekonnt und rund. Nicht nur Fans von solidem 70s-Rock kommen voll auf ihre Kosten. Ein Soundtrack, der Lust auf einen guten Western á la Tarantino macht.

Stephanie Benze

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Gar nicht mal so geil …

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Gar nicht mal so geil …


Liebe Stadtkinder,

ein großer Händler von Elektronikschnickenschnacken hat irgendwann mal „Geiz ist geil“ als Credo ausgegeben. Aber ist das tatsächlich so? Eher nicht, wenn man der Bibel glauben darf. Denn da ist Geiz bzw. Gier eine der Todsünden. Aber ab wann ist man nicht mehr sparsam sondern geizig und ab welchem Punkt beginnt man, gierig zu werden? Teil 4 unserer essayistischen Gesellschaftskritik in der neuen Februarausgabe.

 

*** Und sonst so? ***

… Illi schießt und trifft nicht: Boris Becker. Und er verrät dabei genau … keins seiner Geheimnisse.

… Ein japanisches Restaurant, in dem man kein Sushi kriegt? Gibt es! Und Anke Wittkopp war da!

… Sie könnte die Welt in drei Sätzen erklären, tut es aber nicht. Simone Niemann erleuchtet uns mit ihrer Erleuchtung.

… Hartmut el Kurdi hat sich die Hand gebrochen, aber weil er ein harter Hund ist, hat er trotzdem eine Kolumne geschrieben. Worüber? Darüber!

… und schon wieder was Neues! Wir sind kreativ! Und wir zeigen euch, wie andere ebenfalls kreativ sind. Den Anfang macht Holzschmuck von Lila Zitrone aus Hannover.

Und wie immer: Termine, Kulturtipps und ein dicker, fetter Veranstaltungskalender, alles in echt und auf Papier.

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